Warum immer mehr deutsche KMU nach Kroatien blicken
In den letzten Jahren zeichnet sich ein klarer Trend ab: Immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus Deutschland denken darüber nach, ihre Geschäftstätigkeit auszuweiten – oder sogar vollständig in Länder wie Kroatien zu verlagern.
Diese Entwicklung ist kein Zufall. Sie spiegelt sowohl die wachsenden Bedenken hinsichtlich des deutschen Geschäftsklimas wider als auch die zunehmende Attraktivität unternehmensfreundlicherer Standorte innerhalb der EU.
Was treibt diesen Wandel an? Deutsche KMU sehen sich mit einer Reihe zunehmender Herausforderungen konfrontiert, die ihre Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Planung beeinflussen.
Steigende Energiekosten: Die Energiepreise in Deutschland bleiben ein zentrales Problem. Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) erwägen 37 % der Unternehmen Produktionskürzungen oder eine Verlagerung ins Ausland aufgrund hoher Energiekosten.
Komplexe Regulierung: Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland gelten oft als übermäßig komplex und belastend – insbesondere für kleinere Unternehmen ohne große Compliance-Ressourcen. Der Umgang mit der Bürokratie kostet Zeit, Geld und lenkt vom Kerngeschäft ab.
Hohe Steuerbelastung: Die effektive Steuerlast für deutsche KMU liegt zwischen 38 % und 39 % – deutlich über dem europäischen Durchschnitt von etwa 28 % bis 30 %. Dieses Gefälle verringert die Attraktivität Deutschlands als Unternehmensstandort zusätzlich – insbesondere, wenn andere EU-Mitgliedstaaten leichtere Steuerregime und Anreize bieten.
Kroatiens wachsende Attraktivität für deutsche Unternehmen: Im Gegensatz dazu positioniert sich Kroatien zunehmend als attraktiver Standort für deutsche KMU, die Stabilität, Kosteneffizienz und Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften suchen.
Investitionsanreize senken die Gründungs- und Betriebskosten deutlich:
Kroatien bietet ausländischen Investoren großzügige Förderungen, darunter:
Bis zu 100 % Körperschaftsteuerbefreiung für bis zu 10 Jahre
Zuschüsse für Investitionen in Anlagevermögen
Zuschüsse für die Schaffung neuer Arbeitsplätze
EU-Mitgliedschaft & strategische Lage: Als EU-Mitglied bietet Kroatien alle Vorteile des europäischen Binnenmarkts – kombiniert mit einer strategischen Lage an der Adriaküste. Das ist besonders attraktiv für logistik- oder exportorientierte Unternehmen, zumal der Ausbau des Hafens von Rijeka die Handelsrouten nach Asien stärkt und die Materialkosten sowie Lieferzeiten aus Ländern wie Indien und China senkt.
Qualifizierte, mehrsprachige Arbeitskräfte: Kroatien verfügt über eine gut ausgebildete, mehrsprachige Arbeitsbevölkerung. Für KMU in Bereichen wie Dienstleistungen, Technologie oder Fertigung ist das ein entscheidender Vorteil bei der Expansion ins Ausland. Das kroatische Arbeitsrecht erleichtert zudem die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte – was die personelle Flexibilität zusätzlich erhöht.
Positives Investitionsklima: Laut Europäischer Investitionsbank (EIB) zeigen sich 78 % der kroatischen Unternehmen zuversichtlich in Bezug auf ihre Investitionspläne – ein Zeichen für ein gesundes und optimistisches wirtschaftliches Umfeld. Zudem sorgt die staatliche Finanzagentur FINA für volle Transparenz bei registrierten Unternehmen – was es ausländischen Investoren erleichtert, vertrauenswürdige lokale Partner zu identifizieren und Kooperationen aufzubauen.
Darüber hinaus sind Regierung und viele öffentliche Dienste in Kroatien stark digitalisiert. Regionen wie Čavle bieten flächendeckend schnellen Glasfaser-Internetzugang – was in Teilen Deutschlands weiterhin eine Seltenheit ist.
Auch das schlanke soziale Sicherungssystem Kroatiens trägt zur Produktivität bei. Da es kaum staatliche Unterstützungsleistungen (wie Kindergeld oder Bürgergeld) gibt, sind Einwohner – ob einheimisch oder zugezogen – hoch motiviert, Vollzeit zu arbeiten und bei Bedarf Überstunden zu leisten.
Ausblick: Die Kombination aus Gegenwind im Inland und attraktiven Bedingungen im Ausland führt bei vielen deutschen KMU zu einem strategischen Umdenken.
Für Unternehmen, die Wachstum, Flexibilität und langfristige Widerstandsfähigkeit suchen, bietet Kroatien eine realistische und vielversprechende Alternative innerhalb des EU-Rahmens.
Ob durch vollständige Verlagerung oder internationale Expansion – immer mehr deutsche KMU schauen über ihre Grenzen hinaus. Und Kroatien könnte sich dabei als eines der überzeugendsten Ziele erweisen.
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